SPD Rheinstetten

Die SPD in Forchheim

Magda Kalkbrenner 1971
Ministerpräsident a.D. Kurt Beck mit Magda Kalkbrenner 2021

Vor 50 Jahren: Magda Kalkbrenner als erste Frau im Forchheimer Gemeinderat

Am 24. Oktober 2021 jährt sich zum 50. Mal die Wahl der ersten Frau in den Gemeinderat der 1971 noch selbstständigen Gemeinde Forchheim.

An jenem Oktobersonntag gelang der Sozialdemokratin Magda Kalkbrenner der Sprung ins bis dahin männlich beherrschte Ratsgremium. Die damals 41-jährige dreifache Mutter wurde mit 1.620 Stimmen auf Platz 4 der SPD-Liste gewählt und errang damit den siebten Gemeinderatssitz von acht möglichen.

 

Bereits bei den Vorstellungen während des Gemeinderatswahlkampfes 1971 betonte Magda Kalkbrenner, dass sie in ihrer Kandidatur eine gute Chance sehe, auch andere Frauen zur Mitarbeit in Gemeindeangelegenheiten zu bewegen.

„Gerade im Bereich der Kinder-, Schul- und Jugendfragen, auf die sich ein großer Teil der Arbeit des Gemeinde-rats erstreckt, sollten Frauen stärker als bisher an der Lösung der anstehenden Fragen mitwirken.“

 

Heute, 50 Jahre später, sieht die 91-Jährige, die sich noch immer stark für das gesellschaftliche Geschehen in ihrer Heimatgemeinde interessiert, in ihrer Wahl durchaus ein Vorbild, das zu einem echten Signal wurde. Denn nach Magda Kalkbrenners Wahl dauerte es nicht wie zuvor weitere 50 Jahre, dass Frauen im Gemeinderat von Rheinstetten, der Fusionsgemeinde von Forchheim, Mörsch und Neuburgweier, selbstverständlich wurden. Denn nach der Wahlrechtsreform 1919 mit der Einführung des Wahlrechts für Frauen wurden zwar drei Sozialdemokratinnen in den Forchheimer Bürgerausschuss gewählt (Albertine Burkart, Anna Helfer und Anna Rimmelspacher), allerdings dauerte es dann über 50 Jahre, ehe 1971 mit Magda Kalkbrenner erneut eine Frau in ein politisches Amt kam.

 

1975, vier Jahre nach der Wahl der ersten Gemeinderätin, zogen mit Heidi Antal, Rosmarie Czanderle und Liesel Wetzel für die SPD sowie Otti Bohner und Nortrud Marzluf für die CDU fünf weitere Frauen in den Gemeinderat ein und brachen damit die Männerdominanz im Ratsgremium.

Am 15. Mai 2021 hätte Ehrenbürger Bürgermeister a.D. Ernst Heil seinen 100. Geburtstag gefeiert. Für die Sozialdemokraten Rheinstettens ist dies Anlass, um an den Menschen Ernst Heil und seine Verdienste für Forchheim und Rheinstetten zu erinnern.

 

Als er am 22. Juni 1996 verstarb, war dies nicht nur für seine Familie und seine Freunde sondern für ganz Rheinstetten ein herber Verlust. Als Nachfolger Johann Rupprechts stellte Bürgermeister Ernst Heil die entscheidenden Weichen für ein modernes Forchheim und hatte maßgeblichen Anteil an der Bildung der Gemeinde Rheinstetten. Denn er schrieb 1973 einen Brief an seine Amtskollegen in Neuburgweier und Mörsch, in dem er einen Gemeindezusammenschluss anregte. Unter allen Umständen wollte er die Eingemeindung Forchheims nach Karlsruhe verhindern.

 

In der Kommunalpolitik seiner Heimatgemeinde war er tief verwurzelt: im Mai 1945 –kurz nach der deutschen Kapitulation – holte der von der französischen Besatzungsmacht vorläufig eingesetzte Bürgermeister Johann Rupprecht den gelernten Kaufmann, der bis dorthin bei den Industriewerken Karlsruhe (IWK) im Finanzbereich gearbeitet hatte, aufs Forchheimer Rathaus, um mit seiner Hilfe Forchheim durch die schwere und durch große Not geprägte Zeit nach der Nazi-Diktatur zu steuern.

16 Jahre arbeitete Ernst Heil als Ratsschreiber, 15 Jahre war er Forchheimer Bürgermeister, 20 Jahre Mitglied des Kreistages und in der ersten Amtsperiode 1975 - 1980 begleitete er die neue Gemeinde Rheinstetten als Gemeinderat.

Er hat sich durch sein Beispiel "der Demagogie der Neinsager" widersetzt. Ernst Heil hat erkannt, dass ein demokratisch erworbenes Amt verlangt voranzugehen statt hinterherzulaufen. Er hat mit Leidenschaft und großer moralischer Kraft Führungsverantwortung übernommen und ausgefüllt, ohne sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Das verdeutlicht am besten seine Ablehnung für seine Arbeit als Ratsschreiber und Bürgermeister das Bundesverdienstkreuz zu erhalten. "Ich habe nur meine Pflicht getan", sagte er.

 

Aber die besondere Auszeichnung seiner Heimatgemeinde hat er 1996 mit großer Freude an seinem 75. Geburtstag, wenige Wochen vor seinem Tod, angenommen. Gemeinsam mit dem gleichaltrigen Neuburgweierer Künstler Prof. Emil Wachter wurde Ernst Heil zum Ehrenbürger Rheinstettens ernannt.

Heute, 25 Jahre nach seinem Tod und an seinem 100. Geburtstag, gilt noch immer, was der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende bei Ernst Heils Beerdigung sagte: "Du hast weit mehr getan als nur deine Pflicht. Du hast die Menschen dieser Gemeinde zu deinem Lebensinhalt gemacht und hast ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der Sozialdemokratie in Forchheim und Rheinstetten geschrieben. Danke für alles. Wir Sozialdemokraten werden dich nicht vergessen."

 

 

Vor 75 Jahren: Johann Rupprecht wird Forchheims Bürgermeister

Vor 75 Jahren endete im April 1945 im heutigen Rheinstetten, in Forchheim, Mörsch und Neuburgweier der 2. Weltkrieg. In Forchheim stand der charismatische Sozialdemokrat Johann Rupprecht gerade in jener Zeit für Zivilcourage, zupackendes und solidarisches Handeln.

 

An seinen politischen Ziehvater und die Ereignisse im April 1945 erinnert sich Rupprechts Nachfolger, Rheinstettens Ehrenbürger Ernst Heil:

„Die Forchheimer zogen mit Kuhfuhrwerken, Handwagen und zu Fuß nach Daxlanden und wurden dort bei Verwandten und Bekannten einquartiert. Einige beherzte Männer wagten sich jeden Abend zurück, um das Vieh zu füttern und zu melken. Zu diesen Couragierten gehörte auch Johann Rupprecht. Jeden Morgen hat er dann bei der Daxlander Kirche berichtet, wie es um unseren Ort stand.“

 

Nach der Einsetzung Johann Rupprechts zum Bürgermeister durch den französischen Kommandanten fand auf dem Forchheimer „Busplatz“ eine Bürgerversammlung statt, in der Rupprecht durch „Handaufheben“ bestätigt wurde.

Dazu schreibt Ernst Heil:

„Ich weiß noch wie befreiend die Abstimmung war, denn die Bürger waren glücklich einen Mann zu haben, der sich um das tägliche Brot kümmerte.“

 

Im kollektiven Gedächtnis der Forchheimer Bevölkerung blieb jedoch eine kleine Begebenheit haften, die das Bild und die Wertschätzung gegenüber Rupprecht nachhaltig prägte. Ernst Heil stellte das Ereignis wie folgt dar:

„Die Besatzer waren ab dem 20. April marokkanische Soldaten und diese haben sich aus den Häusern geholt, was sie wollten. So haben sie, um nur eine Begebenheit zu erwähnen, am 12. Mai vielen Einwohnern rücksichtslos bei der Begegnung auf der Straße ihre Fahrräder weggenommen und diese dann im Bürgersaal eingestellt. Bürgermeister Rupprecht musste für die Verwahrung geradestehen. Als die Soldaten weg waren, kamen die Bürger vor das Rathaus, um ihre Räder herauszufordern. Kurz entschlossen ließ Rupprecht die Leute in den Saal und schnell waren die Fahrräder herausgeholt. Die Marokkaner kamen bald darauf mit einem Lastwagen und an Stelle der Fahrräder nahmen sie den Bürgermeister mit und sperrten ihn in der Knielinger Kaserne in eine Latrinenhütte ein.“

Erst das Eingreifen der Ettlinger Standortkommandantur, die durch den stellvertretenden Bürgermeister Richard Rimmelspacher alarmierte worden war, konnte Schlimmeres verhindern. 

Erst nach Ende der bismarckschen Sozialistengesetze wurde auch in Forchheim und Mörsch die SPD als Organisation sichtbar.

1890 wurde in Forchheim der sozialdemokratische Wahlverein gegründet, 1896 bildete sich auch in Mörsch ein solcher und schließlich 1905 in Neuburgweier.

 

Diese Gründungsdaten entstammen einer Liste, die dem Protokoll über die Verhandlungen des Parteitages der Sozialdemokratischen Partei Badens in Karlsruhe am 10. und 11. Februar 1906 angehängt war, wo unter „9. Reichstagswahlkreis“ die Ortsvereine aus Forchheim, Mörsch und Neuburgweier mit ihren offiziellen Gründungsdaten aufgelistet sind.

 

Den badischen Behörden bereiteten diese sozialdemokratischen Organisationen durchaus Sorge, wie aus den Protokollen der Ortsbereisungen jener Zeit zu ersehen ist. Immer wieder gingen die Inspektoren des großherzoglichen Bezirksamtes Ettlingen in ihren Niederschriften sehr direkt auf die sozialdemokratischen Entwicklungen in den drei Dörfern ein.

 

Im Bereisungsprotokoll vom 4. Juni 1891 wird erstmals in einem amtlichen Dokument die Sozialdemokratie in Forchheim erwähnt und ihr „Führer“ namentlich genannt. Dort ist zu lesen:

„…die Anhänger des Socialdemokraten Küfer Kästel, der früher Gemeinderat war und dann nicht wieder gewählt wurde, seien im Abnehmen begriffen; der Führer selbst schon aus verschiedenen Wirtschaften fortgewiesen worden, und es sei jetzt sicher, dass kein Wirt mehr einen Raum zu socialdemokratischen Versammlungen hergebe. Unter den Gemeindewirten herrscht große Erbitterung über die Socialdemokraten, es ist sicher, dass deren Auftreten scharf beobachtet und ihnen fortwährend entgegen gewirkt wird.“

Aus diesem Text der großherzoglichen Inspektoren lässt sich ableiten,dass es tatsächlich den in der angehängten Liste zum Parteitag 1906 (s.o.) erwähnten SPD-Ortsverein in Forchheim bereits 1890 gegeben haben und dessen Vorsitzender (Führer) Kästel Johann I gewesen sein muss.

Außerdem war bereits vor der Aufhebung der Sozialistengesetze 1890 im Forchheimer Gemeinderat mindestens ein Sozialdemokrat vertreten, denn in den noch im Stadtarchiv von Rheinstetten vorhandenen Protokollheften des Gemeinderats von Forchheim hat Kästel Johann I die Sitzungsprotokolle des Gemeinderats von1879 bis 1888 als amtierender Gemeinderat unterzeichnet. Und in den Kirchenbüchern der Pfarrei St. Martin wird er beim Tod seiner 1. Ehefrau Karolina geb. Deck beim Eintrag ins Totenbuch am 30. 1. 1888 vom zuständigen katholischen Geistlichen ausdrücklich als „Gemeinderat“ bezeichnet.

 

Des weiteren lassen die noch vorhandenen Gemeinderatsprotokolle den Schluss zu, dass sich die Informanten der großherzoglichen Inspektoren und der Protokollant selbst täuschten, als sie vermuteten, Johann Kästel und die Sozialdemokratie sei in Forchheim „im Abnehmen begriffen“.

Bereits 1894 war Johann Kästel erneut Gemeinderat und übte dieses Amt bis 1911 aus.

 

 

 

Eine ausführliche Darstellung der Geschichte der SPD in Forchheim finden Sie in dem Buch "Ohne meine Roten hätte ich das nie geschafft!"

 

Erhältlich ist die Chronik für jetzt 13,00 Euro beim Kulturprojekt der SPD Rheinstetten.

Schreiben Sie eine Email: kir-rheinstetten@web.de