Nach der Liste der sozialdemokratischen Ortsvereine im 9. Reichstagswahlkreis von 1906 entstand die Mörscher SPD 1896. Doch die Anmerkungen der großherzoglichen Inspektoren bei den Ortsbereisungen zwischen 1890 und dem offiziellen Gründungsjahr über die politische Lage lassen darauf schließen, dass die Partei schon Jahre vor dem offiziellen Auftreten des Wahlvereins im sogenannten Maurerdorf verwurzelt war. Insbesondere die Inbetriebnahme der Lokalbahn, dem „Lobberle“, scheint auf das politische und soziale Gefüge des Dorfes große Auswirkungen gehabt zu haben...
...„Was die politischen Zustände in der Gemeinde betrifft, so haben sich dieselben namentlich (in) der Richtung geändert, dass die sozialdemokratische Partei dort zugenommen hat“, so ist im Ortsbereisungsprotokoll vom 7. Juni 1894 zu lesen.
...Zur Begründung fährt der Berichterstatter eher beschwichtigend fort: „Dies hängt aber vorzugsweise damit zusammen, dass viele junge Leute auf den Bauplätzen und in den Fabriken in Karlsruhe beschäftigt sind. Ein großer Teil der Wähler, welche für den sozialistischen Kandidaten bei der letzten Reichstagswahl ihre Stimme abgaben, wird jedoch nicht als eigentliche Anhänger dieser Partei gelten können.“
Dass es im Maurerdorf Mörsch zwischen der Aufhebung der Sozialistengesetze 1890 und dem Beginn des neuen Jahrhunderts gesellschaftlich und politisch brodelte, wird aus den amtlichen Anmerkungen zum amtierenden Bürgermeister Joseph Kastner, seiner Stellung in der Bevölkerung und seinen Chancen zur Wiederwahl deutlich. Bereits 1890 ist zu lesen: „Bürgermeister Kastner ist einer der fähigsten und eifrigsten Bürgermeister des Amtsbezirks, hat jedoch eine starke Partei in der Gemeinde gegen sich, was ihm mancherlei Beschränkung auferlegt. Neuerdings haben auch zwei Lehrer gegen ihn Partei ergriffen, es wird schwer sein, seine Wiederwahl im Dezember des Jahres durchzubringen.“ Selbst im Gemeinderat, so wird festgestellt, befände sich ein Gegner des Bürgermeisters.
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